Montag, 27.02.2023

Food Blogger aus Leidenschaft

Ein junger Zürcher hat Essen zu seinem Beruf gemacht. Und zu seiner Berufung. Pascal Grob arbeitet für den GaultMillau-Channel und schreibt einen Blog über seine Streifzüge durch die Gastro-Szene der Limmatstadt.

Mit seinem Lachen, seinem ungezwungenen Verhalten und seinem Äusserem sieht Pascal Grob wie der Student aus, der er einmal war. Einen Gastro-Kritiker stellt man sich gemeinhin anders vor. Eher so, wie den helvetischen GaultMillau-Papst Urs Heller, der den jungen Mann vor sechs Jahren engagiert und gefördert hat. «Ich bin ja auch kein Gastro-Kritiker, sondern Food Blogger», stellt Grob richtig. Sein Blog heisst «Züri isst», aber Grob kennt nicht nur die Küchen der Zwingli-Stadt, sondern isst liebend gerne im Ausland. Etwa in Paris, wo die junge Gastro-Szene besonders aktiv und vielfältig ist. Der Blogger verkehrt auch nicht vorwiegend in den mit vielen Sternen und Punkten bedachten In-Lokalen. Er ist sich nicht zu schade, Falafel oder einen Kebab-Stand an der Langstrasse zu loben. Und das tut er vor allem: loben. Verrisse findet man auch nach intensivem Recherchieren im Internet nicht. «Das ist auch nicht mein Job. Über schlechte Restaurants zu schreiben, bringt meinen Followern nichts. Sie wollen wissen, wo man gut essen kann», sagt er.

«Vom Street Food bis zu hoch gelobten Spitzenrestaurants kann alles gut sein.»

 

ECHT MUSS ES SEIN

Gut essen - was heisst das eigentlich? «Es gibt ja nicht die eine gute Küche », so der Blogger. «Vom Street Food bis zu hoch gelobten Spitzenrestaurants kann alles gut sein. Oder eben nicht. Wichtig ist, dass das Gebotene echt ist, real, ursprünglich. Ich merke sofort, wenn jemand einem modischen Trend nachrennt, dann fehlt die Seele. Im besten Fall kann ich das Engagement und die Philosophie des Kochs oder der Köchin im Essen wiedererkennen.» Für die Leute am Herd, überhaupt in der Gastronomie, empfindet der Blogger eine riesige Hochachtung. «Das sind oft Menschen, die arbeiten Tag für Tag viele Stunden und geben alles für ihre Gäste. Diesen Gästen ist das aber oft nicht bewusst. Leider.»

 

URKNALL IN LONDON

Grob selber ist schon mit wirklich gutem Essen aufgewachsen. «Mein Vater ist Schweizer, meine Mutter Thailänderin. Sie hat immer mega-fein gekocht. Und zusammen mit meinen Eltern sind wir auch oft auswärts essen gegangen.» Doch an der Wiege hat ihm trotzdem niemand gesungen, dass er einmal Food Blogger werden sollte: «Nein», sagt der bekennende Stadtmensch, «eigentlich strebte ich ein Mathematik-Studium an.» Aber aus der Mathematik wurde ein Bachelor im Fach Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste. Über ein paar Umwege, wie sie das Leben für kreative Menschen wie Grob bereithält, landete er in London. «Im Rückblick passierte dort eigentlich der Urknall, der Start in meine heutige Karriere», erklärt der 33-Jährige. «Das war so um 2008, 2009 herum. Viele sehr gute Köche mit hervorragenden Ausbildungen organisierten Pop-ups, denen der Bombast der traditionellen Gastronomie abging. Mein Gott, was habe ich da Geld für Essen ausgegeben», erinnert er sich und bereut nichts.

 

LIEBESERKLÄRUNG AN DIE FOOD-SZENE

Zu dieser Zeit machte Grob einen Mode-Blog, der es in die «Vogue» schaffte und war wieder in Zürich, als hier plötzlich Pop-up-Restaurants für kurze Zeit aufblühten und junge Köche die Szene eroberten. Das ist jetzt sechs Jahre her und fast so lange gibt es schon «Züri isst», den Blog, der sich an ein jüngeres, Social-Media-affines Publikum richtet. Pascal Grob lässt sich nicht einladen. Er überblickt die Zürcher Gastro-Szene dank seines Netzwerkes sehr gut und wählt seine Restaurants immer selbst aus. «Ich schaue mir die Menükarte an, die Fotos des Essens auf Instagram oder Google und entscheide dann nach Bauchgefühl.» Dann reserviert er unter fremdem Namen, geht mit Freunden oder seiner Freundin hin, bezahlt und verabschiedet sich. «Erst wenn ich entscheide, etwas über das Restaurant zu schreiben, rufe ich an und mache einen Foto- und Gesprächstermin aus.» Wenn Grob schreibt – sei es nun über eine Pizzeria, ein alteingesessenes Lokal oder ein Pop-up-Restaurant – dann merkt man, dass ihm sehr viel an der Gastro-Szene liegt. Denn seine Texte lesen sich manchmal wie eine Liebeserklärung an die jeweiligen Köche und Köchinnen. Und natürlich an ihre Küche.

 

PASCAL GROB

Alter: 33
Hobbys: Kochen, Wandern
Liebstes Gericht: Ein selbst gemachtes Thai-Curry mit von Hand gemörserter Paste
Liebste Getränke: Wasser und Naturweine

 

Mehr erfahren unter gaultmillau.ch

 

Text: Franz Bamert
Foto: Nora Dal Cero