Montag, 24.04.2023

Mister Foodtruck

Andreas Albonico-Seiler ist Präsident vom Foodtruck Verband Schweiz. Er erklärt, warum die Foodtruck Community einen Verband braucht, wo es Potenzial für Foodtrucks gibt und welche Fehler Szenen-Neulinge vermeiden sollten.

Warum brauchen die Schweizer Foodtrucks einen eigenen Verband?

Viele Betreiberinnen und Betreiber in der Schweizer Foodtruck-Szene haben sich von Gastrosuisse, dem Verband für Hotellerie und Restauration, nicht so recht vertreten gefühlt. Das liegt aber auch in der Natur der Sache: Mobile Gastronominnen und Gastronomen haben ganz andere Bedürfnisse als klassische Restaurateure. Den Verband haben wir 2019 gegründet, inzwischen gibt es über 100 Mitglieder. Das erachte ich als Erfolg, zumal wir eher auf qualitatives als auf quantitatives Wachstum setzen.

 

«Die Foodtruck-Szene hat noch viel Potenzial»

 

Vor über zehn Jahren erfasste die Streetfood-Manie die Schweiz. Seither gehören Foodtrucks und Foodfestivals einfach dazu. Wie gross ist das Wachstumspotenzial der Szene?

Die Beliebtheit ist nach wie vor gross. In der Pandemie ist die Nachfrage zudem gestiegen: Das unkomplizierte Catering – gerne auch draussen, im Einklang mit den damaligen Sicherheitsvorschriften – für ein kleines oder grosses Publikum wurde sehr geschätzt. Ein Foodtruck ist inzwischen nicht nur am Foodfestival, sondern auch am Netzwerk-Event oder an der Hochzeit ein beliebtes Happening. Auch beim Angebot hat sich einiges getan: Es gab – vor allem auch während und nach der Pandemie – zahlreiche Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger, einige hatten den Job verloren oder wollten einfach etwas Neues probieren.

 

Wie erfolgsversprechend ist denn ein Einstieg in die Branche?

Die Foodtruck-Szene verfügt nach wie vor über grosses Potenzial. Mit einem guten Konzept gibt es aus meiner Sicht auf jeden Fall eine Chance auf Erfolg. Man darf aber den Aufwand nicht unterschätzen: Es reicht nicht, eine gute Idee zu haben, einen Truck zu kaufen und dann mal loszulegen. Es braucht einen wasserdichten Businessplan inklusive Werbe- respektive Web- und Social-Media-Auftritt und die Bereitschaft, einige Jahre harte Arbeit zu investieren. Ausserdem ist es ein «People’s Business»: Die Gäste kommen nicht nur wegen des Essens, sondern wegen der Menschen im Foodtruck. Viele Foodtrucks haben eine regelrechte Fangemeinschaft.

 

«Für Gastronomen kann ein eigener Foodtruck eine Chance sein.»

 

Macht es für Gastronominnen und Gastronomen Sinn, zusätzlich einen Foodtruck zu führen?

Gastro-Profis können gut einschätzen, ob ein Konzept finanziell und logistisch funktioniert oder nicht. Zudem ist es ihnen möglich, Synergien zu nutzen, beispielsweise im Einkauf oder in der Vorproduktion. Wenn ein Restaurant oder Hotel also über die Ressourcen verfügt – warum nicht? Ein Beispiel: Auf dem Areal einiger Hotels steht ein Foodtruck, der den Gästen draussen etwas Spezielles bietet. Das passt zum Trend in der Gastronomie, den Gästen ein Erlebnis bieten zu wollen.

 

Wie sieht es mit innovativen Konzepten wie Fine-Dining-Foodtrucks aus?

Diese Kombination ist eher schwierig. Die Preisgestaltung ist eine Herausforderung, bei den Konsumentinnen und Konsumenten ist eine feste Vorstellung von Streetfood verankert, wie er aussehen soll und was er kosten darf. Aber es gibt immer Platz für coole neue Ideen! Aus meiner Sicht dürften wir gerne mehr Neues und Innovatives sehen.

 

Welche Konzepte finden Sie spannend?

Ich mag es, wenn jemand einen Klassiker mit neuem Dreh anbietet oder neue Gerichte aus der Fusion verschiedener Länderküchen entstehen.

 

Viele Foodtrucks finden keine Standplätze. Was kann man da machen?

Standplätze sind schwierig zu finden. Entweder bekommt man einen Platz bei einem etablierten Standplatz oder man eröffnet einen neuen. Viele Firmen wünschen sich ein täglich wechselndes Mittagsangebot für ihre Mitarbeitenden und melden sich bei der Plattform «Foodtrucks Schweiz». Auf öffentlichem Grund ist nicht viel zu machen, da müssen die Gemeinden umdenken.

 

ANDREAS ALBONICO-SEILER
Alter: 36
Beruf: Präsident des Foodtruck Verbandes Schweiz (foodtruckverband.ch), Betreiber der Plattform foodtrucks-schweiz.ch
Hobbies: Food, Snowboarden, Netzwerken
Lieblingsessen: Streetfood

 

Verband Foodtruck Schweiz
Der 2019 gegründete Verband vertritt die mobile Gastronomie. Das Ziel ist, die Branche zu stärken und öffentlich zu vertreten. Mitglieder profitieren von Angeboten wie zum Beispiel Versicherungen, Beratung und Netzwerk-Gelegenheiten. Über die Aufnahme in den Verband entscheidet der Vorstand.

Mehr erfahren unter: foodtrucks-schweiz.ch

 

Text: Simone Knittel
Foto: Christoph Kaminski