Montag, 10.05.2021

«Wir sitzen alle im selben Boot»

Transgourmet-CEO Philipp Dautzenberg über die Lancierung der neuen «Express»-Zeitung und die abenteuerliche Reise des Unternehmens durch die Corona-Pandemie.

Der «Express» war bis anhin ein reines Aktionsmagazin, jetzt wurde es mit redaktionellen Seiten ergänzt. Aus welchem Grund hat Transgourmet/Prodega sich dafür entschieden?

Gerade während der Corona-Zeit hätten wir gerne aktuelle Informationen an unsere Kunden weitergegeben. Doch der bisherige Express zeigte zwar Produkte zu sehr günstigen Preisen, was unseren Kunden die Chance bot, ihre Warenkosten zu senken und saisonal wie preislich attraktive Menus anzubieten, aber eben nur das. Mit dem neuen Ex­press kombinieren wir eine wöchentliche Kundenzeitung mit den gewohnten Aktionen. Die Zeitung soll so vielfältig wie unsere Kunden sein, weshalb wir eine Palette an Themen und Rubriken bieten. Der Fokus liegt dabei auf Gastronomie, Detailhandel und Lebensmittelhand­werk. Der neue Express ist interessant, umsetzungsorientiert – und gerne auch etwas unterhaltsam.

 

Die Gastronomie erlebt wegen der Corona-Pandemie eine nie dagewesene Krise. Was sind die Folgen für Transgourmet/Prodega?

Mit den Prodega-Märkten und der Transgourmet-Belieferung sind wir direkt betroffen. Wir sind ja auch ein Element in der Kette zwischen Restaurant und Produzenten. Entsprechend verlieren wir während den Lockdown-Phasen massiv Umsatz und mussten und müssen uns immer neu auf die jeweilige Situation einstellen.

 

Transgourmet/Prodega muss also ebenfalls flexibel und kreativ sein.

Auf jeden Fall. Uns erreicht über die Märkte, Verkaufsberatenden oder auch Chauffeure täglich das Feedback der Kunden. So erfahren wir rasch von den Bedürfnissen. Als eine der ersten Mass­nahmen ergänzten wir unser Sortiment mit Desinfektions- und Schutzartikeln. Als dann im Mai 2020 die Gastronomie wieder öffnen konnte, unterstützten wir unsere Kunden mit Sonder-Rückver­gütungen finanziell und schalteten auch Werbung für die Gastronomie-Branche. Besondere Situationen erfordern eben besondere Massnahmen –

in dieser Pandemie sitzen wir alle im selben Boot. Darum haben wir uns auch für 2021 besondere Lösungen ausgedacht.

 

Niemand weiss, wann die Restaurants wieder vollständig geöffnet werden können. Wie plant man in einer solchen Situation die Warenbeschaffung?

Wir verfügen immer über einen Grund­bestand in den Märkten sowie in den Regionallagern. Hier gehen wir durchaus ins Risiko, es ist aber sicher nicht mög­lich, von jedem Artikel und jederzeit beliebige Mengen anzubieten. Um schnell reagieren zu können, stehen wir in ständigem Kontakt mit unseren Lieferanten. In einzelnen Segmenten wie etwa Mozzarella, bei denen es eine Vorlaufzeit für die Produktion braucht, werden wir uns in der Startphase auf die wichtigsten Artikel konzentrieren – damit zumindest diese schnell verfügbar sein werden.

 

Was geschieht mit Waren, die aufgrund der schwierigen Planbarkeit der benötigten Mengen nicht verkauft werden konnten?

Zum Glück haben wir immer noch Kunden, welchen wir Mehrmengen zu reduzierten Preisen anbieten können. Auch gibt es in den Prodega-Märkten Schnäppchen mit 20 bis 50 Prozent Rabatt. Bei den überraschenden Schliessungen überliessen wir zudem temporär Waren «Tischlein deck dich». Diese Organisation war vor über zwanzig Jahren von unserem Unternehmen gegründet worden – darauf sind wir stolz.

 

Was waren für Sie die schwierigsten und schönsten Momente in den vergangenen zwölf Monaten?

Schwierig war, als ich im Herbst reali­sierte, dass die Krise ein Marathonlauf wird. Zudem wurden die Sorgen der Mitarbeitenden und Kunden im Laufe der Zeit immer grösser. Persönlich finde ich es schade, dass ich meine in England lebende Tochter schon seit über einem Jahr nicht mehr gesehen habe. Faszinierend in dieser schwierigen Zeit war dagegen die tolle Reaktion aller Mitarbeitenden. Sie handelten als Unter­nehmer und fanden immer wieder neue Lösungen. Aus der Zentrale kann man nur unterstützen und Freiheiten geben – gehandelt wird immer vor Ort. Zudem erinnere ich mich gerne an die schönen Essen auf den Restaurant-Terrassen im Sommer 2020. Darauf freue ich mich auch dieses Jahr wieder.

 

Philipp Dautzenberg (52) führt seit 2009 Prodega und ist seit 2013 CEO von Transgourmet Schweiz. Er ist verheiratet, hat eine Tochter (24) und einen Sohn (20). In seiner Freizeit spielt er Tennis und interessiert sich für Wein. Im Winter isst er gerne Skrei und im Sommer sagt er nicht nein zu einem schönen Rib-Eye-Steak.