Montag, 05.12.2022

Dank ihm geht vielen ein Licht auf

Die drohende Energiemangellage und die explodierenden Energiekosten beschäftigen das ganze Land. Die Gastronomie bildet da keine Ausnahme. Lukas Herzog (62) ist Experte bei der Energie-Agentur der Wirtschaft sowie Geschäftsführer der Alteno Solar AG in Basel.

Wo gibt es in Gastronomie-Betrieben am meisten Energiespar-Potenzial?

Im laufenden Betrieb gilt es abzuschalten, was immer geht – Licht, Kochapparate, Lüftung und dergleichen. Lange Vorheizphasen wegzulassen hilft ebenfalls: Bain Marie maximal 30 Minuten, Backofen möglichst nicht vorheizen, moderne Herde überhaupt nicht. Wo möglich Dämpfen statt kochen. Ganz wichtig ist es zudem, alle Apparate nur nach dem tatsächlichen Bedarf zu nutzen. So muss beispielsweise die Lüftung nicht auf Stufe drei laufen, wenn in Küche und Restaurant Vorbereitungen für den Tag laufen. Die Lüftung hochzufahren, wenn gekocht wird oder viele Gäste da sind, genügt vollkommen. Es gibt noch viele weitere Spar-Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Temperaturen in Kühl- und Tiefkühlschränken gemäss Lebensmittelverordnung einstellen und nicht unterkühlen.

 

Und wie sieht es bei Investitionen aus?

Auch da kann man viel tun. Etwa Halogenlampen, Sparlampen und FL-Röhren durch LED-Leuchtmittel ersetzen. Sparlampen und FL-Röhren werden 2023 sowieso europaweit aus dem Verkauf genommen, weil sie Quecksilber enthalten. Spezifisch in der Küche empfehle ich unter anderem, moderne Salamander mit Tellererkennung einzubauen, Gussherdplatten möglichst schnell durch Induktionsplatten zu ersetzen, alte Pumpen und Ventilatoren auszuwechseln sowie ein Wärmerückgewinnungs-System bei Lüftung und gewerblicher Kälte einzubauen. Sollten die Fenster noch einfach verglast sein, wäre hier der Einbau von Dreifachverglasungen angezeigt. Sind die Räumlichkeiten gemietet, sollte man die Gebäudebesitzer darauf ansprechen.

 

Sind Energiesparmassnahmen per se teuer?

Nein! Für stromsparende Massnahmen gibt es bei Prokilowatt Förderbeiträge, meist in der Höhe von 25 Prozent der getätigten Investition. Der Ersatz von Halogenlampen durch LED-Leuchten lohnt sich – je nach Brenndauer – bereits nach wenigen Monaten. Die Auswechs-lung eines alten Elektrogeräts rechnet sich nach zwei Jahren, je nach Strompreis sogar noch schneller. Betriebsoptimierung braucht etwas Zeit, aber weniger Geld, als viele vermuten.

 

Welche Faktoren kosten unnötig viel Energie?

Zu heiss, zu kalt, zu viel Luft.

 

Wieviel Energie kann ein Gastro-Betrieb sparen, wenn das gesamte Energiespar-Potenzial voll ausgeschöpft wird?

Das hängt enorm vom Ausgangszustand ab. Ich würde sagen, bei einem modernen Betrieb sind es bis zu 20 Prozent, bei einem mit älteren Einrichtungen sogar bis zu 35 Prozent.

 

Lukas Herzogs Top-10-Energiespar-Tipps

  1. Ausschalten, was immer möglich ist
  2. Halogen raus, LED rein
  3. Raumtemperaturen anpassen, im Sommer nicht zu tief, im Winter nicht zu hoch. Damit zusammenhängend: Heizung mit Pumpen im Sommer aus, Klimakälte mit Pumpen im Winter aus
  4. Luftvolumenstrom (oder Luftmenge) möglichst tief einstellen, dem Bedarf anpassen
  5. Thermostatventile nachrüsten
  6. Heizgrenze am Regler anpassen
  7. Bewegungsmelder mit Lichtsensor einbauen
  8. Wo möglich dämpfen statt kochen
  9. In Kühlräumen Verdampfer enteisen und Temperaturen kontrollieren
  10. Alte Elektrogeräte ersetzen

 

Weitere Ideen

Auch die Verbände haben sich Gedanken darüber gemacht, wie sich die Energieeffizienz in Gastronomiebetrieben steigern lässt. HotellerieSuisse und Energie Schweiz etwa erarbeitete die «3 x 3 Quick Wins für die Hotellerie». Das sind Massnahmen, welche mit einer Investition von maximal 5000 Franken innert zwei Monaten realisiert werden können und sich bereits nach einem Jahr auszahlen. GastroSuisse dagegen veröffentlichte die Checkliste «12 Möglichkeiten zum Energiesparen» mit insgesamt 92 Tipps. Beide Dokumente sind online als PDF abrufbar.

Mehr dazu erfahren Sie auf folgenden Webseiten: hotelleriesuisse.ch, energieschweiz.ch und gastrosuisse.ch

Interview: Susanne Stettler
Foto: Heiner H. Schmitt