Montag, 22.04.2024

Glückliche Rinder, glücklicher Bauer

Wenn Kühe und Jungtiere artgerecht gehalten werden, haben alle etwas davon. Die Tiere, Bauern wie die Familie Kurath in Flums SG – und auch jene, die das «Origine Weiderind»-Fleisch mögen.

Mit sanfter, fast liebevoller Stimme lockt Roman Kurath (52) seine Mutterkuh-Herde an: «Eeoh, chömend, eeoh.» Und dann kommen sie, die Braunen und die Schwarzen, die Kälber, die Jungtiere und die Mütter. Gwundrig und zutraulich. Als erster lässt sich Gion kraulen, der schwere Stier, dann drängt sich Silia mit ihrem Kalb Nicole vor. Aber offenbar passiert – zumindest aus der Sicht der Tiere – nichts Weltbewegendes und sie zotteln wieder davon. «Nicht mal ein Stück trockenes Brot hat es gegeben», denkt sich vielleicht Nicole. Aber wer weiss schon genau, was in Rindern vorgeht.

Sehr viel aber hat sich die Familie Kurath überlegt, als sie vor 22 Jahren von Milch- auf Mutterkuhhaltung umstellte. «Meine Frau Eveline kam es damals immer hart an, wenn wir die Kälber sofort nach der Geburt den Müttern wegnehmen mussten», erzählt Roman Kurath. «Ich selbst war gleichzeitig überzeugt davon, dass die Zukunft dem qualitativ hochstehenden Fleisch aus natürlicher Weidehaltung gehört.»

 

KEIN STRESS UND VIEL FREIHEIT

Der Bauer sollte recht behalten und meint heute: «Wir sind über den damaligen Entscheid froh. Und du kannst ruhig schreiben, dass uns Transgourmet/Prodega, respektive Bell, einen gerechten Preis für die Weiderinder bezahlt.» Bei Transgourmet/Prodega ist das Fleisch unter dem Label «Origine Weiderind» erhältlich.

So weit so gut für die Tiere und für die Familie Kurath. Aber was haben eigentlich die Kundinnen und Kunden von Transgourmet/Prodega davon, wenn sie das Fleisch kaufen? «Diese extensive Haltung ist auf das Tierwohl, auf die Umwelt und somit automatisch auf die Fleischqualität ausgerichtet», sagt Stefan Kurath (23), der den Hof einst übernehmen wird. «Von Geburt an müssen die Tiere keine Leistung bringen, sie leben einfach und haben keinen Stress. Sie können Tag und Nacht ins Freie. Das hält sie gesund und der Tierarzt ist bei uns ein sehr seltener Gast.»

Wie zum Beweis für das Gesagte spielen die Kälber eine Art Fangis: Rein in den Stall und mit Karacho wieder raus ins Freie. Ihre Mütter dösen derweil wiederkäuend an der Sonne oder im Tiefstroh und Stier Gion schaut dem Ganzen nur mässig interessiert zu. Roman Kurath: «Dieses Rumrennen, das stressfreie Dasein und die Freude am Leben im Familienverbund haben einen ganz direkten Einfluss auf die Fleischqualität. Das sehe ich auf dem eigenen Teller und dies bestätigen mir auch meine Kundinnen und Kunden immer wieder.»

 

HOFEIGENES FUTTER

Auf einmal ist es mit dem Fangis-Spielen vorbei, auf einmal rufen die Kühe nach ihren Kälbern: Essenszeit auf dem Hof Kurath. Die Jungtiere docken direkt am Euter ihrer Mütter an. Danach ist dann erst mal Siesta angesagt und Vater Kurath sagt: «Muttermilch, später Gras, Heu und Silage – das ist alles, was unsere Tiere fressen. Alles von unserem Hof. Der Einsatz von wachstumsfördernden Zusatzstoffen, tierischen Eiweissen sowie Fetten, Soja, Palmöl oder Palmfett und gentechnisch veränderten Futtermitteln ist verboten.» Haltung, Fütterung sowie weitere Vorschriften werden regelmässig vom Schweizer Tierschutz (STS) oder von beef control überprüft, der Kontrollstelle von Mutterkuh Schweiz.

 

DER GIPFEL DES SCHÖNEN LEBENS

Doch die schönste Zeit für die Herde kommt erst: «Im Sommer gehen die Tiere auf die Alp in den Flumserbergen. Rund 100 Tage lang geniessen sie das Leben auf den extensiven Weiden», sagt Vater Kurath. Und vor allem fressen sie dort oben Blumen und Kräuter, die im Unterland bestenfalls in den Vorgärten der Städter gedeihen: Silbermänteli und Männertreu, Arnika, Thymian oder Salbei. Aber bevor es jetzt zu romantisch wird, sagt Jungbauer Stefan Kurath: «Es ist wirklich eine gute Art, Tiere zu halten. Doch klar, eines Tages werden die Weiderinder geschlachtet. Sie sind dann um die zehn Monate alt, von den Müttern entwöhnt und ihr Fleisch ist optimal: zart, marmoriert. Die Menschen wollen Fleisch essen, wir produzieren es. Aber auf eine Art, hinter der die ganze Familie stehen kann.»

 

 

ROMAN KURATH

Lieblingsgericht: Rindsgeschnetzeltes mit Pommes frites

Hobby: Zeit mit der Familie verbringen

Lieblings-TV-Sendung: Dienstags-TV-Krimi

Sehnsuchtsort: SAC-Spitzmeilenhütte, wo unsere Mutterkühe im Hochsommer weiden

Wichtigste App: Wetter APP von Meteo Schweiz

 

 

 

Text: Franz Bamert
Foto: Nicola Pitaro, Transgourmet/Prodega