Montag, 18.10.2021

Persönlich

Zita Langenstein ist sozusagen im Dienste ihrer Majestäten unterwegs, denn schliesslich ist der Kunde König. Als diplomierte Butleresse, Leiterin Weiterbildung bei Gastrosuisse, Trainerin und Referentin weiss sie genau, wie man Gäste auf höchstem Niveau umsorgt.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich zum Butler ausbilden zu lassen?

Das ist eine lange Geschichte. Schlussendlich jedoch war der Butler für mich der Inbegriff perfekter Dienstleistung. Und das wollte ich lernen.

 

Was macht ein Butler beziehungsweise eine Butlerin in der Schweiz?

Egal ob in der Schweiz, in Südafrika oder in England: Ein Butler leitet einen privaten Haushalt. Er ist verantwortlich für die gesamte Reinigung und den Unterhalt. Dass die Autos gewaschen, die Reifen gewechselt und zum Service gebracht werden. Dass gut gekocht und die Ernährung der Familienmitglieder wunschgemäss konzipiert wird. Dass es tolle Feste zu feiern gibt. Dass die Ferien perfekt organisiert und die Koffer gut gepackt sind. Und dass es im Haushalt nur saubere Schuhe gibt und vieles, vieles mehr. Bei tollen Stellen entwickelt sich auch hier die Verantwortung von Jahr zu Jahr. Ich arbeite heute noch Freelance als Butler und geniesse verschiedene sehr schöne Aufträge. Meine Haupttätigkeit ist jedoch die Leitung der Weiterbildung bei GastroSuisse.

 

Was können hiesige Gastgeber und Gastgeberinnen von Ihnen lernen?

Ein Butler und eine Butleresse lernt vor allem von den hiesigen Gastgebern: Deren Geduld mit den Gästen, deren tolle Dienstleistung und deren individuelles Eingehen auf die Gäste, die jeden Tag anders sind und täglich mehr Anforderungen stellen. Demgegenüber hat es ein Butler einfacher, denn er bedient täglich dieselben Gäste. 

 

«Der Butler ist für mich der Inbegriff perfekter Dienstleistung»

 

Wo harzt es in Sachen Gastfreundschaft bei Schweizer Restaurants und Hotels am meisten?

Das Thema ist mir total unbekannt. Wir geniessen in der Schweiz eine sehr hohe Dienstleistungsorientierung und Freundlichkeit. Wir hatten noch nie einen solch hohen Ausbildungsstand bei Mitarbeitenden. Und die Unternehmerinnen und Unternehmer setzen sich enorm ein, um immer wieder beste Dienstleistung anbieten zu können. Wo findet man das sonst?

 

Welches sind die schwierigsten Kunden und welche die pflegeleichtesten?

Nun – das ist eine gute Frage. Ich glaube nicht, dass es den schwierigen und den einfachen Kunden gibt. Vieles liegt in der Einstellung von uns Dienstleistern. Nehmen wir als Beispiel die momentane Situation zur Zertifikatspflicht. Menschen, die der Zertifikatspflicht negativ gegenüberstehen, werden sich wehren und wahrscheinlich ein schwieriges Verhalten an den Tag legen wollen. Menschen, die der Zertifikatspflicht neutral gegenüberstehen, werden die Situation annehmen und die Regel einhalten. Nun kommt es sehr auf die Haltung des Gastro-Unternehmers an, die in diesem Fall von ihm nicht berücksichtigt werden darf. Und das ist die Kunst. Wenn der Gast beispielsweise sagt «Die Zertifikatspflicht ist ein Blödsinn », kann der Unternehmer antworten: «Ich verstehe Ihren Ärger. Mir geht es manchmal auch so.» So ist man mit dem Gast verbündet und der Gast bereit, zumindest zuzuhören.

 

Spielt dabei das gesellschaftliche oder berufliches Ansehen der Gäste oder ihre Berühmtheit eine Rolle?

Überhaupt nicht. Das war einmal. 

 

Welche Art von Gast ist Zita the Butler?

Dankbar, weil ich Dienstleistung sehr geniessen kann. Fordernd, wenn ich für einen Anlass verantwortlich bin. Grosszügig, denn wenn schon Gast, dann richtig.

 

 

Zita Langenstein

Alter: 59

Familie: in glücklicher Partnerschaft

Lieblingsgericht: Das ändert sich fast saisonal, jetzt freue ich mich auf die Herbstspezialitäten

Hobbys: die Branche Gastronomie und Hotellerie, Lesen

zitathebutler.ch

 

Die Butler-Schmiede

Die Nidwaldnerin Zita Langenstein hat sich an der weltberühmten Ivor Spencer International School for Butler Administrators/Personal Assistants and Estate Managers in London ausbilden lassen. Diese gilt als die erste Adresse für werdende Butler. Wer sie besucht hat, ist an grossen Häusern und Fünfsterne-Hotels sehr begehrt – ebenso wie in Adels-Haushalten bis hin zum Buckingham Palast. Gegründet wurde die 1981 eröff nete Schule von Ivor Spencer (1924-2009), der seine Karriere als Koch im berühmten Londoner «Dorchester Hotel» begonnen hatte.