Montag, 07.08.2023

Wie ein Uhrwerk

Die Firma Schwab-Guillod AG sorgt dafür, dass (fast) alle Prodega-Märkte zweimal pro Tag mit frischen Gemüsen und Früchten versorgt werden. Hinter dieser logistischen Meisterleistung stecken ein ausgeklügeltes System sowie eine langjährige Partnerschaft.

Das Seeland ist der Garten der Schweiz. Wenn man mit dem Zug durch das Gebiet fährt, begreift man, was das heisst: Feld reiht sich an Feld soweit das Auge reicht, ungefähr 700 Bauern pflanzen hier über 60 Gemüsesorten an. Und mittendrin, in Müntschemier BE, schlägt so etwas wie das Herz dieses Gebiets: die Schwab-Guillod AG. Dieses Herz pumpt statt Blut Gemüse und Früchte, Pilze und Kräuter aus dem Seeland, der Schweiz und der Welt in den Prodega-Kreislauf. «Wir fahren die meisten Märkte zweimal pro Tag an. Beispielsweise in der Südschweiz ist das aber aus logistischen Gründen nur einmal täglich möglich», sagt Reto Schwab, Eigentümer der Schwab-Guillod AG.

Um eine zweimalige Lieferung zu ermöglichen, ist der Betrieb auf die Minute genau durchgetacktet. «Für die erste Lieferung, welche bis fünf Uhr früh in den Märkten sein soll, müssen die Bestellungen bis am Vortag um 17 Uhr elektronisch bei uns eintreffen. Danach ist das Bestell-Tool geschlossen», so Schwab. Kaum sind die Bestellungen da, bricht – nein, nicht Hektik – sondern präzises, eingeübtes Arbeiten aus. 50 bis 70 von total 500 Mitarbeitenden stellen die Ware zusammen, rüsten, verpacken, konfektionieren sie. Bestellungen für die zweite Lieferung können bis um neun Uhr eingehen, denn spätestens um zwölf Uhr müssen die Camions losfahren, damit die Ware bis um 15 Uhr in den Märkten ankommt.

«In 99 Prozent der Fälle klappt das sehr gut», sagt Schwab. «Das hat vor allem damit zu tun, dass wir sehr eng mit Prodega zusammenarbeiten, partnerschaftlich miteinander umgehen und uns austauschen.» Diese Partnerschaft hat sich seit 2005 noch intensiviert. Seit diesem Jahr ist Schwab-Guillod im Bereich Gemüse und Früchte Prodega-Alleinlieferant. «Wenn es mal Probleme gibt – Verkehrsstau, Unfall oder eine Panne am Camion – dann ist auch nachts ein Disponent im Betrieb, der die Empfänger sofort über mögliche Verspätungen informiert.»

PASSEND ZUM SOMMER

Die Schwab-Guillod AG verfügt über einen Fuhrpark von 50 Camions und kann bei Bedarf über Fremdfahrzeuge verfügen. Für den Unterhalt sorgt eine betriebseigene Garage, die auch für den Maschinenpark – unter anderem 180 interne Transportfahrzeuge - zuständig ist. Diese funktionieren mit Strom. Ebenso wie die Kühlräume. Seit diesem Sommer kommen 35 Prozent des benötigen Stroms von der eigenen Photovoltaik-Anlage. Die ganze Firma befindet sich in einem ökologischen Umbau. Schwab hatte die erste private Wasserstoff-Tankstelle der Schweiz und die Camion-Flotte wird sukzessive von Verbrennern auf alternative Antriebsarten umgestellt. «Mir ist das wichtig. Nicht zuletzt darum, weil Kunden wie Transgourmet/Prodega grossen Wert darauf legen.»

UNTER ALLEN UMSTÄNDEN LIEFERN

Die Firma arbeitet schweizweit mit 160 Gemüse- und Früchte-Produzenten zusammen und erstellt mit diesen Anbauplänen. Aber Pläne sind Pläne, und das Wetter oder Kundenbedürfnisse halten sich nicht immer daran. «Dank der guten Zusammenarbeit mit Prodega und unserer langjährigen Erfahrung wissen wir ungefähr, welche Produkte in welcher Menge zu welcher Jahreszeit gefragt sind», so Schwab. «Doch wenn zum Beispiel das Wetter nicht mitspielt, soll das unser Problem sein, nicht das von Prodega. Es gehört zu unseren grössten Herausforderungen, liefern zu können, auch wenn zu wenig Schweizer Ware auf dem Markt ist. Dann müssen wir einen Importantrag stellen, die Produkte irgendwo in Europa zu einem vernünftigen Preis und in guter Qualität finden und in nützlicher Frist herbeischaffen.» Allfällige Liefer- oder Qualitätsfragen werden direkt mit einem Prodega-Mitarbeitenden besprochen, der seinen Arbeitsplatz in Müntschemier hat. Reto Schwab: «Zusammen sorgen wir dafür, dass die 31 Prodega-Märkte täglich mit gut 400 Paletten Ware beliefert werden.»

RETO SCHWAB

Alter: 46
Lieblingsgemüse: Alles ausser Auberginen
Lieblingsfrucht: Gala-Äpfel
Hobbys: Bewegung in der Natur, vor allem Biken und Skifahren
Weitere Tätigkeiten: Mitglied der Feuerwehr und des Männerturnvereins

 

Die Schwab-Guillod AG

Die Firma wurde von Hans Schwab, dem Grossvater des heutigen Besitzers, 1937 gegründet. Im Zentrum stand der Gemüsehandel im Raum Bern. 1943 heiraten Verena Guillod und Hans Schwab – daher der Firmenname Schwab-Guillod. 1968 gliedert sich das Unternehmen eine Transportabteilung an. Zusammen mit den Söhnen Roland und Hans Schwab Junior gründet die Familie die Schwab-Guillod AG. Ab 1985 wird das Handelsgeschäft mit Gemüse und Früchten aus dem Ausland erweitert. 2008 übergibt Hans Schwab die operative Tätigkeit an seinen Sohn Reto. Die folgenden Jahre sind geprägt vom weiteren Ausbau: Übernahme der Gerber Agro Handels AG in Lyss BE, welche auf die Vermarktung und Aufbereitung von Kartoffeln und Kernobst spezialisiert ist. Ein neues Produktionsgebäude mit einer Gesamtfläche von 10 000 Quadratmetern entsteht. 2018 nimmt die Firma den ersten Lufttrocknungstunnel für Fertigsalat in der Schweiz in Betrieb. Heute beschäftigt der Betrieb rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist mit folgenden Labels zertifiziert: SwissGAP, Suisse Garantie, Bio Suisse, IP-Suisse.

Mehr erfahren unter… frugem.ch

 

Text: Franz Bamert
Foto: Stöh Grünig