Montag, 21.08.2023

Der Geschmack der Alpenkräuter

Nicht nur Kühe und Geissen lieben Alpenkräuter, sondern auch Menschen. Christian Blaser, Geschäftsführer von Swiss Alpine Herbs, über die Vorzüge der Kräuter und die Herausforderungen bei deren Anbau und Verarbeitung.

Was ist das Besondere an Schweizer Alpenkräutern und was unterscheidet sie von herkömmlichen Kräutern?

Durch das rauere Klima in den Bergen wachsen Schweizer Alpenkräuter langsamer als Kräuter im Tal. Deshalb haben Berg-Pflanzen mehr Zeit, um unter anderem einen erhöhten Anteil an ätherischen Ölen und einen intensiven Geschmack zu entwickeln. Das ist die Grundlage für die hohe Qualität unserer Kräuter- und Gewürzmischungen sowie unserer Getränke. Zudem pflegen unsere produzierenden Bäuerinnen und Bauern die Kräuter sehr nachhaltig und mit viel Handarbeit. So werden der Boden vor Erosion, die Bodenlebewesen und die Bio-Diversität im Alpen- und Voralpenraum geschützt.

 

Was baut Swiss Alpine Herbs an?

Zu unserem Sortiment gehört die gesamte Palette der gängigen Gewürz- und Teekräuter, die in unserem Breitengrad wachsen, sowie einige Spezialitäten wie Alpenchili, Bockshornklee oder Koriander. Neben dieser Vielzahl an Kräutern und Gewürzen bauen unsere Produzentinnen und Produzenten in Zusammenarbeit mit uns auch Korn-, Malven- und Ringelblumen sowie weitere Blüten an. Bärlauch, Holunderblüten und Alpenrosen werden wild gesammelt. Die Anbau- und Sammelgebiete liegen vor allem im Berner Oberland, dem Emmental und dem Schwarzenburgerland.

 

Wie schwer ist es, gleichbleibende Qualität zu erreichen?

Sehr anspruchsvoll, denn die Bäuerinnen und Bauern pflanzen die Kräuter im Freiland.

Ihr Wissen und ihre Flexibilität im Umgang mit den unterschiedlichen Witterungsbedingungen sind zentral. Bei Swiss Alpine Herbs sind die Erfahrung und das Knowhow beim Trocknen und Verarbeiten das A und O, um die Qualität der frischen Kräuter zu erhalten. Je nach Witterung während des Wachstums ist die Beschaffenheit der Pflanzen sehr unterschiedlich, besonders deren Wassergehalt. Darum beurteilen wir alle angelieferten Pflanzen sensorisch und eruieren die bestmöglichen Verfahren und Einstellungen für die Verarbeitung.

 

Inwiefern profitiert die Gastronomie von Ihren Erzeugnissen?

Da unsere Produkte eine sehr hohe Qualität aufweisen, ist es möglich, mit kleinen Mengen geschmacklich gute Akzente und Resultate zu erzielen. Immer mehr Gäste legen Wert auf Bio, Regionalität und Nachhaltigkeit. Unser umfangreiches Sortiment entspricht all diesen Bedürfnissen.

 

Immer mehr Gäste legen Wert auf Bio, Regionalität und Nachhaltigkeit.

 

Welche Kräutermischungen und Gewürze liegen derzeit im Trend?

Unsere Dekorblüten-Mischung «Alpenblüten» hat sich zum Trend-Artikel entwickelt. Unsere milden und scharfen Schweizer Curry-Kreationen sowie unsere Eistees erfreuen sich ebenfalls wachsender Beliebtheit. Dauerbrenner sind das Alpenkräutersalz und unsere Alpenchili-Mischungen. Und als verheissungsvolle Newcomer haben sich unsere fünf Zyt-Getränke entpuppt.

 

Welchen Stellenwert nimmt die Innovation bei Swiss Alpine Herbs ein?

Einen sehr hohen. Unser Marketing und unsere Produkte-Entwicklung arbeiten eng zusammen, um Bedürfnisse und Trends schnell zu erkennen und darauf zu reagieren. Gleichzeitig geht es uns aber auch darum, langlebige Produkte zu entwickeln, die nicht nur kurzfristigen Erfolg verheissen.

 

Swiss Alpine Herbs ist auch ein Fair-Trade-Projekt.

 

Das Klima ändert sich, die Sommer sind heisser, die Trockenheit wird grösser. Welche Herausforderung stellt der Klimawandel für den Anbau von Kräutern und Blüten dar?

Bis anhin gab es aufgrund der klimatischen Voraussetzungen keine Anpassungen bei der Auswahl der angebauten Kräuter. Jeden Winter findet eine Zusammenkunft mit den Kräuterbauern und den Verantwortlichen von Swiss Alpine Herbs statt. Dabei werden Herausforderungen besprochen und Erfahrungen ausgetauscht. Auf diese Weise können wir rasch auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagieren, beispielsweise mit angepassten Kultivierungsmethoden. Dieser kontinuierliche Kontakt und die Zufriedenheit unserer Produzentinnen und Produzenten sind uns wichtig, denn Swiss Alpine Herbs ist auch ein Fair-Trade-Projekt.

 

 

CHRISTIAN BLASER

Alter: 49

Lieblingskräutermischung: Alpenkräuter-Chili

Lieblingsgericht: Grilliertes und Salat mit unseren feinen Kräutermischungen

Hobby: Mein Garten

 

Swiss Alpine Herbs

Seit dem Jahr 1991 verarbeitet das Unternehmen in Därstetten BE Bio-Alpenkräuter und –blüten sowie andere Naturprodukte zu Gewürzen, Tees, Bouillon, Sirup und Erfrischungsgetränken. Rund 40 Voll- und Teilzeitangestellte sind in der Produktion, im Verkauf und im Büro beschäftigt. Die Bauernfamilien, welche die Kräuter und Blumen für Swiss Alpine Herbs anbauen, produzieren unter strengen Auflagen von Bio Suisse. Verkauft werden die Produkte im Fabrikladen in Därstetten, im Store in Zürich sowie online. Wer sich für eine Betriebsführung interessiert, kann jeweils am Mittwoch um 10 Uhr hinter die Kulissen schauen (Erwachsene bezahlen acht Franken Eintritt, Kinder sind gratis).

 

Mehr erfahren unter… swissalpineherbs.ch

 

Text: Susanne Stettler
Foto: Stöh Grünig