Montag, 11.12.2023

Dominik Lichtenhahn, «eifach anderscht»

Chalet-Gefühl und Schnipo sucht man in der Stoos Lodge SZ vergeblich. Gastgeber Dominik Lichtenhahn beschreitet im Design- und Lifestyle-Hotel neue digitale Wege, fokussiert sich auf Nachhaltigkeit und nutzt einen Serviceroboter.

Dominik Lichtenhahn, die Stoos-Lodge möchte alles ein wenig anders machen als vergleichbare Betriebe. Was bedeutet das konkret?

Unser Claim «eifach anderscht» findet sich in allen Bereichen des Hotels wieder: Design und Lifestyle anstelle von Alpenchic sowie viele digitalisierte und flexible Services on Demand. So können unsere Gäste entweder online oder vor Ort selbst einchecken und den Zimmerzugang aktivieren. Wir bieten ein modulares Buchungssystem, in dem man nur bezahlt, was man auch nutzt. Servicedienstleistungen wie das Frühstück, die Zimmerreinigung oder der Sauna- und Fitnessbesuch können jederzeit individuell dazugebucht werden – auch nur tageweise. Für uns bedeutet das volle Kostentransparenz bei der Preisgestaltung.

 

Der auffälligste digitale Botschafter ist wohl der Roboter im Restaurant. Technisches Gadget oder hilfreiche Investition?

Beides! Er ist ein Blickfang bei Familien mit Kindern, die ein wichtiges Gästesegment darstellen. Dazu entlastet er auch unser Servicepersonal beim Abräumen. Durch die weitläufigen Räumlichkeiten entstehen oft Laufdistanzen von bis zu dreissig Metern zwischen Gast und Küche. Dank der Unterstützung des Service-Roboters, der die schweren Tabletts zurück in die Küche transportiert, lassen sich die Laufwege reduzieren, was unsere Mitarbeitenden entlastet und sich somit auszahlt.

 

Wie funktioniert der Roboter?

Ganz ähnlich wie ein Saugroboter, der in vielen Haushalten zu finden ist. Auch unser Roboter kennt alle Wege und Ecken in seinem Wirkungsbereich und fährt die von uns programmierten Routen ab. Zudem erkennt er, wenn ihm etwas im Weg steht. Für das Auf- und Abladen von Geschirr braucht er allerdings Hilfe.

 

Würden Sie die Roboter anderen Gastro- und Hotelbetrieben empfehlen?

Ab einer gewissen Grösse eines Betriebes und wenn sich die Räumlichkeiten dafür eignen – also flache Böden haben und weitläufig sind – würde ich zumindest jedem Betrieb raten, die Anschaffung zu prüfen.

 

Die wahre technische Errungenschaft ist allerdings nicht der Roboter, sondern die Standseilbahn der Stoos AG, die bei Ihnen für warmes Wasser sorgt…

Genau. Wir nutzen die sogenannte rekuperative Energie. Vereinfacht erklärt funktioniert dies wie folgt: Während fast der Hälfte der Talfahrt muss die steilste Standseilbahn der Welt (Steigung von bis zu 110 Prozent) bremsen. Diese elektrische Bremsenergie wird dann in Wärme umgewandelt und gespeichert. Zusammen mit der Abwärme des Maschinenraums wird diese überschüssige Energie genutzt, um das Hotel zu heizen und das Brauchwarmwasser aufzuwärmen – das ist CO₂-neutral. Jährlich werden dadurch 410 000 Kilowattstunden Energie erzeugt und rund 41 000 Liter Heizöl eingespart.

 

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit generell in Ihrem Betriebskonzept?

Für mich sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit eng verbunden. Da wir beispielsweise die Temperatur und Anzahl Personen in einem Zimmer zu messen vermögen, können wir die Heizleistung und das Licht regulieren. Die Gäste haben die Möglichkeit, die Raumtemperatur ihren Bedürfnissen im Bereich von etwa fünf Grad anzupassen. Steht ein Zimmer leer, wird die Heizleistung runtergefahren. Ausserdem werden beispielsweise auch die Saunen und das Dampfbad erst mit dem ersten Besucher oder der ersten Besucherin eingeschaltet.

 

Bekunden manche Gäste Mühe mit dem digitalen Konzept?

Beim Check-in und auch im Restaurantbereich ist stets Personal vor Ort, welches bei Fragen unterstützt. Aus diesem Grund funktioniert das Konzept gut und überzeugt die meisten Gäste. Natürlich gibt es auch Gäste, denen die erste Umstellung Mühe bereitet. Das ist allerdings ein bekanntes und verbreitetes Problem in der Digitalisierung. Durch die einfache Handhabung erkennen sie jedoch recht schnell die Vorteile und beim nächsten Besuch ist der Umgang mit den digitalen Gadgets schon ganz natürlich.

 

DOMINIK LICHTENHAHN
Beruf: Gastgeber und Leiter Digitale Projekte in der Stoos Lodge
Alter: 29
Hobbies: Kitesurfen, Wandern, Skifahren
Lieblingsort: Die Lobby in der Stoos Lodge und die Aussicht auf den Fronalpstock

 

Text: Simone Knittel
Foto: Henrik Nielsen