Montag, 18.12.2023

m-eating Table, ein Upgrade für den Stammtisch

Als Einzelgast im Restaurant? Kein Vergnügen. Das fand zumindest Beatrix Révész und gründete flugs den m-eating Table, den Gesellschaftstisch.

Warum braucht ein Restaurant einen m-eating Table?

Ich empfehle jeder Gastronomin und jedem Gastronomen, einen Selbstversuch zu starten und einmal allein essen zu gehen. Sie sollen dann darauf achten, wie sie empfangen werden, welchen Tisch sie erhalten und ob sie sich während des Essens – also etwa eineinhalb Stunden lang – wohl fühlen. Ich kann Ihnen sagen: Meist wird man als Einzelgast eher zurückhaltend begrüsst und irgendwo an einen winzigen Tisch neben der Toilette gesetzt. Man fühlt sich unwillkommen, verspeist möglichst schnell sein Menü und ist flugs wieder draussen.

 

Und was läuft besser mit einem Gesellschaftstisch?

Im Idealfall ist der Gesellschaftstisch ein grosser, schöner Tisch mitten im Restaurant, der als solcher gekennzeichnet ist. Begrüsst man als Gastgeberin oder Gastgeber seine Gäste, fragt man sie schon zu Beginn, ob sie Lust haben, sich an den Gesellschaftstisch zu setzen. Also nicht: «Ich platziere Sie neben dem Herrn da in der Ecke», sondern: «Wir haben einen Gesellschaftstisch, wo es immer sehr gemütlich und gesprächig zu und her geht. Haben Sie Lust, sich dort hinzusetzen?» Es müssen auch nicht immer Einzelpersonen an diesem Tisch sein, sondern auch Paare, Familien, Freundinnen oder Arbeitskollegen.

 

Was haben denn die Gastronominnen und die Gastronomen davon?

Wer sich wohl fühlt, Gespräche führt und die Zeit vergisst, bestellt ein Dessert oder einen Schnaps mehr und gibt sicher auch mehr Trinkgeld. Einzelgäste gehen heute wegen der anfangs genannten Gründe selten in Restaurants essen. Da besteht noch viel Potenzial, denn die Zahl der Single-Haushalte in der Schweiz steigt. Zudem gewinnt das Restaurant an Geselligkeit, wenn in der Mitte des Raumes ein Tisch steht, an dem sich Leute austauschen. Oder möchten Sie lieber, dass die Gäste ein Buch lesen oder am Handy hängen? Eine lebhafte Tischrunde ist doch viel schöner. Das zieht auch mehr Stammgäste an, da sie immer einen Tisch zum Sitzen und jemanden zum Schwatzen haben. Und nicht zuletzt erzählen die Gäste noch lange von einem Abend am Gesellschaftstisch – er ist also beste Werbung für jedes Restaurant.

 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

In meinem letzten Beruf war ich viel unterwegs und ass deswegen abends oft auswärts. Ich hätte mich nach einem schönen Abend und etwas Geselligkeit gesehnt, stattdessen war es oft langweilig oder sogar unangenehm. Vor sechs Jahren fasste ich dann den Entschluss: Das geht doch besser!

 

Welche Betriebe eignen sich für den m-eating Table?

Ein Betrieb wie das Restaurant Ochseneck hier in Reinach BL ist natürlich ideal. Eine schöne Beiz mit herzlichen Gastgebern, ein Ort zum Geniessen und Sitzenbleiben. Aber eigentlich eignet sich fast jedes Restaurant dafür. Auch grosse Betriebe, Kantinen oder Personalrestaurants. Viele Betriebe finden, dass sie den m-Eating Table nicht nötig haben, weil sie von sich aus schon Menschen nebeneinander platzieren. Aber das ist etwas anderes als das Konzept des Gesellschaftstisches. Jede und jeder, die beziehungsweise der dort sitzt, signalisiert Interesse daran, sich auszutauschen. Die Hemmschwelle für ein Gespräch ist so viel kleiner. Gerade in der Schweiz setzt sich niemand ohne Einladung gerne zu fremden Personen.

 

Was ist die Leistung, die Sie mit m-eating Table erbringen?

Zum einen helfe ich bei der Vermarktung des Gesellschaftstisches, beispielsweise mit den entsprechend gestalteten Aufstellern. Ich stehe den Restaurants aber auch beratend zur Seite. Fakt ist: Man muss am Anfang auf die Gäste zugehen und ihnen den m-eating Table präsentieren! Es braucht zu Beginn ein wenig Starthilfe, damit er zum Gesellschaftstisch wird.

 

Wie sind die Rückmeldungen der Gäste?

Durchgehend positiv. Ich erhalte immer wieder E-Mails von Gästen, die sich für die gute Idee bedanken. Zudem zeigen Studien auch, dass Geselligkeit sehr wichtig ist für uns Menschen. Und dafür sind Restaurants doch auch gedacht: Nicht einfach nur zum Essen, sondern als Ort der Gemeinschaft und der Geselligkeit.


BEATRIX RÉVÉSZ
Beruf: m-eating Table ist meine Leidenschaft
Eisbrecher am Tisch: Übers Essen oder Reisen reden
Besser nicht: Gespräche über Politik oder Religion
Das wünsche ich mir: m-eating Table auf der ganzen Welt, von Bern über Paris bis nach Honolulu

 

Text: Simone Knittel
Foto: Heiner H. Schmitt