Montag, 29.01.2024

Feuerwasser aus Willisau

Ob Kafi Luz in der Beiz oder Vodka-Mischgetränk im Club: Die Chance ist hoch, dass in diesen Getränken die Spirituosen der Diwisa AG stecken. Ein Besuch im Herz des Schweizer Unternehmens – in der Brennerei in Willisau LU.

Das Schmuckstück der Diwisa AG – nur wenige Schritte von der Produktionsstätte der berühmten Willisauer Ringli entfernt – ist die Brennerei. Seit 1918 befindet sie sich dort, auch wenn die Räumlichkeiten inzwischen grösser sind und das Unternehmen rundum stark gewachsen ist. Kupferfarben und glänzend stehen die Destillationsanlagen in Reih und Glied, es riecht nach Zwetschgen. «In den Anlagen wird alles gebrannt», erklärt Dominik Babst (38), Premium Brand Manager, «sowohl Obstbrand als auch Gin oder Vodka. Je nachdem, welcher Rohstoff gerade Saison hat.» Inmitten der schimmernden Anlage sticht ein hoher kupferner Brennofen ins Auge: Er wird für besonders Hochprozentiges gebraucht. Im 15 Meter hohen Kesselhals müssen die alkoholischen Dämpfe während des Destillierens 46 Glockenböden erklimmen. Das so entstehende Destillat ist besonders rein. Dies, weil die Alkohol-Basis beispielsweise für Vodka vor dem Mischen mit Wasser einen Alkoholgehalt von 96 Prozent haben muss. In der Brennerei wird im Schichtbetrieb rund um die Uhr gebrannt, gestoppt wird die Produktion nur für Reinigung und Unterhalt.

 

GEBRANNTES VON NAH UND FERN

Im Keller der Diwisa AG lagern die fertigen Schätze in kleinen und grossen Kanistern und Tanks. Besonders viel Platz nehmen die Komponenten der Trojka-Liköre ein, der erfolgreichsten eigenen Marke der Diwisa AG. Der Trojka Vodka allerdings wird selbst nicht hier hergestellt, sondern aus Frankreich importiert und vor Ort verfeinert. «Diese Mengen an Vodka können wir hier im Haus nicht mehr selbst herstellen», erklärt Dominik Babst. Trojka Vodka ist als Easy-Mixer-Marke breit etabliert und wird auch international vertrieben. «Dafür brennen wir den Xellent Vodka und den Xellent Gin im Haus. Und mein persönliches Lieblingsprodukt, der Goldwäscher-Whisky.» Dieser wird – wie die anderen Xellent-Produkte – aus Schweizer Zutaten hergestellt, sogar die Eichenfässer für dessen Lagerung stammen von hier. Passend dazu erhält der Whisky sein eigenes kleines Lagerhaus ausserhalb der Kelleranlage.

 

Oberhalb der Brennerei befindet sich die Abfüllerei, eine weitere zentrale Abteilung des Unternehmens. Ebenfalls im Haus befindet sich das hauseigene Labor, das mit allerlei Gerätschaften ausgerüstet ist. Darin arbeiten auch die Qualitätskontrolleure und die Produkteentwickler. Täglich kommt ein Panel zusammen, das beispielsweise Destillate wie Kirschschnaps auf den Geschmack und den Geruch testet, ein Muster eines Zulieferers überprüft oder die Farbe eines Likörs genau anschaut. Unweit davon sitzen der Verkauf- und die Marketingverantwortlichen, die auch gerne mal im Labor vorbeigehen. «Das ist das Schöne an der Diwisa AG: Wir sind wie eine kleine In-house-Agentur, die alles abdecken kann. Eine gute Idee lässt sich theoretisch innerhalb weniger Monate umsetzen», so Dominik Babst.

 

ALTER KLASSIKER IN NEUER FORM

Die Diwisa AG hat sich von der Schnapsbrennerei zu einem breit abgestützten, marktführenden Unternehmen entwickelt, für das rund hundert Mitarbeitende tätig sind. Das Portfolio umfasst sowohl traditionsreiche eigene Marken wie die Distillerie Willisau mit ihren bekannten Obstbränden als auch modernere Marken wie die erwähnten Trojka-Vodka und -Liköre, die zu den erfolgreichsten Spirituosen der Schweiz gehören. Zudem ist die Diwisa AG Generalimporteurin internationaler Marken wie Jägermeister, Sierra Tequila, Glenfarclas oder White Claw. Auch Softgetränke finden sich im Portfolio, zum Beispiel Arizona Eistee oder Fritz Cola. Neben Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Werbung sieht sich Diwisa AG als Partnerin für Gastronomie- und Hotelbetriebe. Die Teams von Verkauf und Marketing beraten interessierte Unternehmen zu Sortiment und Präsentation der verschiedenen Spirituosen oder Softgetränke. Und wer ist Liebling der Schweizerinnen und Schweizer auswärts und zuhause, wenn es nach den Verkaufszahlen geht? Es ist nicht mehr Trojka Red, der als Gummibärli im Vodka-Energy-Getränk in den Nullerjahren gefeiert wurde, sondern der leuchtend grüne Trojka Green, der zum beliebten heissen Fröschli gemischt wird.

 

Text: Simone Knittel
Foto: Daniel Desborough