Montag, 19.05.2025
Herausforderung und Ansporn zugleich
Sie haben den zweiten Probelauf mit Vor- und Hauptspeise in fünfeinhalb Stunden für 14 Personen hinter sich. Wie lautet Ihr Fazit?
Ich bin zufrieden. Der erste Probelauf war ein Realitätscheck, wir hatten alles etwas unterschätzt und die Zeit lief uns davon. Das grosse Ziel heute war, die Zeit einzuhalten. Das ist uns gelungen. Es gibt aber Dinge, die ich optimieren will – das ist immer so. Bis im Juni folgen noch drei Probeläufe.
Wie kam es zur Teilnahme?
Ich entschied mich im August letztes Jahr nach einigem Abwägen für die Teilnahme, kreierte im September das Menü und reichte im Dezember die Bewerbung ein. Es war eine grosse Entscheidung, denn es sind viele Stunden Arbeit und viel Aufwand, die in diese Teilnahme fliessen – und das unbezahlt und neben dem regulären Arbeiten. Es wird wohl mein letzter Wettbewerb als Kompetitorin sein, nach dem Meistertitel am Culinary World Cup 2022 und der Olympiade der Köche 2024. Ich kann jetzt nochmals Gas geben.
Was ist für Sie trotz Wettbewerbserfahrung eine stete Herausforderung?
Für mich steht die Frage im Fokus: Wie viel Aufwand steckt man hinein und wann ist es zu viel? Bringt eine aufwändige Komponente auch geschmacklich einen Mehrwert oder gibt es noch einen Weg, es effizienter zu machen? Wo kann man sich verbessern und trotzdem gut zum Ziel kommen?
Wie würden Sie Ihre Linie beschreiben, ohne etwas über die – aktuell geheime – Interpretation des Wettbewerb-Gerichtes zu verraten?
Es ist anspruchsvoll, eine eigene Handschrift zu entwickeln. Wir Köchinnen und Köche inspirieren uns ja gegenseitig und lernen voneinander. Das Rad neu erfinden geht nicht mehr. Aber ich arbeite beispielsweise gerne mit Blüten, das muss aber immer zum Gericht passen. Ich verzichte lieber auf eine Deko zu viel und mag es aufgeräumt. Der Geschmack steht immer im Zentrum.
«Ich mag es aufgeräumt. Der Geschmack steht im Zentrum.»
Sie kochen auf hohem Niveau und wegen Ihrer Allergien ohne Gluten und Soja. Was bewirkt das in Ihrer Küche?
Es ist zugleich Herausforderung und Ansporn! Natürlich ist Kochen ohne Weizen und Soja aufwändiger. Aber ich möchte zeigen, wie grossartig Essen ohne Gluten sein kann. Im Idealfall merkt ein Gast nicht einmal, dass etwas weggelassen wird, weil ein Menü für sich steht.
Sie machen in Ihrer ehrgeizigen Laufbahn auch mal Pause und waren letztes Jahr mehrere Monate auf Reisen. Wie wichtig ist Ihnen diese Auszeit?
Es ist schwierig, in der Gastronomie eine Work-Life-Balance zu halten. Aber es ist wie im Spitzensport: Ich kann nur Höchstleistungen erbringen, wenn ich mich erhole und mir auch Zeit zum Herunterfahren nehme. Das gehört für mich einfach dazu.
Was ist Ihr Ziel für den Bocuse d’Or nachdem Sie – Daumen gedrückt – die Selektion Schweiz gewonnen haben?
Früher haben sich am Europafinal jeweils die Top Ten fürs Weltfinale qualifiziert. Dieses Mal, so hört man, werden es nur noch die Top Acht sein. Mein Ziel ist es, die Schweizer Selektion am 16. Juni zu gewinnen und dann in der europäischen Ausscheidung in die Top Acht zu kommen, damit es ans Weltfinale in Lyon geht. Ehrlich gesagt: Weiter denke ich momentan gar nicht.
KARINA FRUMAN
Alter: 25
Laufbahn: Gastronomie Campus Sursee (aktuell), Kantonsspital Olten, Bankettleiterin Schloss Schadau, Praktika im Koks (Faröer Inseln DK, 2 Michelin Sterne)
Lieblingsgericht: Kartoffelgratin
Hobbies: Schwimmen, Reisen und Hunde-Mama sein
Webseite: karinafruman.ch
Schweizer Ausscheidung Bocuse d’Or
Der Bocuse d’Or ist einer der prestigeträchtigsten internationalen Kochwettbewerbe. Die Académie Suisse Bocuse d’Or organisiert am 16. Juni 2025 die Schweizer Vorauswahl, die Selektion Bocuse d’Or Suisse. Der Gewinner oder die Gewinnerin darf die Schweiz an der Ausscheidung in Europe 2026 und optional am Weltfinale 2027 in Lyon vertreten. Die Teilnehmenden sind dieses Jahr Karina Fruman und Simon Grimbichler. Sie werden an der Selektion in 5 Stunden und 35 Minuten ein Steinbuttgericht mit Beilagen sowie ein Gericht mit Appenzeller Ente für 14 Personen zubereiten.
Text: Simone Knittel
Foto: Valentina Verdesca