Montag, 05.05.2025
Was der ESC in Basel für Gastronomen bedeutet
Ist der ESC in Basel für Sie ein Glücksfall oder vor allem ein Stressfaktor?
Es ist ein Glücksfall für die ganze Stadt. Vor allem auch, was das Image und die Wertschöpfung betrifft. Basel kann sich in einem komplett neuen Licht präsentieren. Wenn das Wetter mitspielt, wird es wohl eine ähnlich magische Stimmung geben wie an der Fussball-EM im Jahr 2008. Einfach ein tolles Fest. Ich spüre eine Vorfreude auf etwas, das man noch nicht kennt.
Das «Bambusnest» im Rundhof der Messe Basel liegt neben dem Eurovision Village, in dem es eine Woche lang täglich Konzerte, Public Viewings sowie viele gastronomische Angebote geben wird. Was bietet das «Bambusnest» in dieser Zeit?
Wir werden keine spezielle ESC-Karte haben, sondern gängige Sachen anbieten. Also Speisen, die schnell vorbereitet werden können und lange haltbar sind. Wir wollen und werden aber offen sein für alles, das auf uns zukommen wird.
Da Basel viele Besucherinnen und Besucher empfangen wird, braucht es in den Gastrobetrieben wesentlich grössere Lebensmittelund Getränkemengen. Wie bereiten Sie sich darauf vor? Das ist eine absolute Black Box. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt – schliesslich gab es seit 36 Jahren keinen ESC mehr in der Schweiz. Weil wir aber seit rund zehn Jahren im Eventbereich tätig sind und auch die «Sandoase» am Basler Rheinhafen betreiben, haben wir dort bereits einige Erfahrungen mit Grossevents. Wichtig ist eine ausreichende Menge an Vorräten im «Bambusnest» selbst, ebenso wie ein gutes Backup bei unseren Lieferanten. Wir haben Zudem das Glück, dass wir in der «Sandoase» über grosszügige Lagerräume verfügen. Darum können wir dort zusätzlich Speisen, Getränke oder Eis einlagern und bei Bedarf holen.
«Wir machen uns auf wilde Arbeitstage gefasst»
Woran muss man als Gastronom bei einer Grossveranstaltung sonst noch denken?
An die nicht offensichtlichen Dinge. Zum Beispiel, dass genügend Eis vorrätig ist. Denn wer will schon einen Gin Tonic oder einen Cuba Libre ohne Eis trinken? Papierrollen für die Kartenlesegeräte sind ebenfalls wichtig – ohne Papier funktioniert die Maschine nicht. Das «Bambusnest» ist zwar ein Cashless-Lokal, es wird also grundsätzlich bargeldlos bezahlt, doch für die ESC-Zeit werden wir ganz sicher einen Grundstock an Bargeld und Münzrollen bereithalten, falls der Strom ausfallen, die Kreditkarten mancher Gäste nicht funktionieren oder das Internet überlastet sein sollten. Ich nenne das die goldene Reserve.
Während des ESC befinden sich Basel und die Gastronomie eindeutig im Ausnahmezustand. Was bedeutet das für Sie und Ihr Team?
Ganz bestimmt wird es andrangmässig eskalieren – wir machen uns auf wilde Arbeitstage gefasst. Speziell darauf einstellen können wir uns nicht, eben weil es in Basel noch nie eine Veranstaltung dieser Grössenordnung gegeben hat. Von grosser Bedeutung wird Flexibilität sein, damit wir situationsgerecht reagieren können. Weil wir in der «Sandoase» und im «Bambusnest» jedoch vorwiegend Mitarbeitende ohne fixes Pensum und auf Stundenlohnbasis beschäftigen, konnten wir in den vergangenen Jahren einen grossen Personal-Pool aufbauen. Auch sonst verfügen wir über gute Beziehungen, um bei Bedarf noch mehr Leute aufzubieten.
Welche Rolle spielt das Wetter?
Eine ganz wesentliche. Wir kennen das von der «Sandoase», mit der wir bereits in die zehnte Sommersaison gehen. Die Sommergastronomie funktioniert nach dem Prinzip Ebbe und Flut. Bei schlechtem Wetter herrscht gästemässige Ebbe, bei schönem Wetter dagegen knallt es, dann kommt eine Flut von Gästen. So gesehen haben wir bereits seit zehn Jahren für den ESC trainiert. Was immer auch beim ESC auf uns zukommen wird – wir freuen uns darauf.
URS POŽIVIL
Alter: 36
Lieblingsmenü: Wurst-Käse-Salat mit Pommes Frites
Lieblingsgetränk: Mineralwasser mit Kohlensäure und Bier
Lieblingssong: «Creep» von Radiohead
Hobbys: Gastronomie, Arbeit, Politik, gutes Essen und DJ sein
Text: Susanne Stettler
Foto: Kostas Maros