Montag, 17.11.2025

Australiens Koch-Ikone

Sie ist das lukullische Aushängeschild von Down Under: Donna Hay. Auch hierzulande gibt es eine grosse und treue Fanbase der Kochbuch-Ikone aus Sydney. Ein Gespräch über Express-Gerichte, kulinarische Rituale und ihre liebste Zeit des Jahres.

Sie sind eine lebende Legende. Wie schafft man so etwas? 
Ich denke, es ist eine Kombination aus Kreativität, einer beachtlichen Menge an Fantasie und einer grossen Leidenschaft fürs Detail. Zudem liebe ich das, was ich täglich tue, sehr. Letzteres hilft ungemein, um erfolgreich zu sein. 

Sie werden weltweit als eine der beliebtesten Kochbuchautorinnen verehrt! 
Oh, eigentlich denke ich nicht viel über Erfolg nach oder darüber, wer mich kennt oder nicht kennt. Ich konzentriere mich praktisch immer nur darauf, Menschen beim Kochen zu inspirieren. 

Als junges Mädchen waren Sie ein «Nerd» und gerne in Ihrer eigenen Welt. 
Als Kind hegte ich keine grossen Ambitionen. Schon da wollte ich – und das gilt bis heute – immer nur kochen und an neuen Rezepten herumtüfteln. Viele Jahre später, nachdem ich für mehrere Zeitschriften als Gastro-Journalistin gearbeitet hatte, war ich bereit, etwas zu riskieren. Ich realisierte meinen Traum vom eigenen Kochmagazin, welches ich 17 Jahre lang herausgeben sollte. Vor sieben Jahren war es für mich an der Zeit, das Magazin aufzugeben und mich darauf zu besinnen, nur noch wenige Pläne zu schmieden. Nach 17 Jahren voller Deadlines und Hektik ist es immer noch ein wunderbares Gefühl, keine vordefinierten Ziele mehr verfolgen zu müssen. Ich möchte mich einfach darauf einlassen, wohin mich das Universum führt. 

Was waren die Herausforderungen in der männerberrschten Gastro-Branche? 
Ich habe ja nie in Restaurantküchen gearbeitet, sondern hauptsächlich bei Frauenmagazinen, die in der Regel von Frauen geführt werden. Zudem schreibe ich meine Rezepte für Hobbyköche. Ich war also quasi in einem Nebenbereich der Gastronomie tätig, was, so glaube ich rückblickend, mein grosses Glück war. 

Ihr Unternehmen ist über die Jahrzehnte enorm gewachsen. Was ist Ihr Work-Life-Balance-Geheimnis? 
Sehr viel Hilfe. Mein Partner unterstützt mich, wo es geht, ebenso meine Freunde und Familie. Es gibt immer viele Bälle, die gleichzeitig jongliert werden möchten, und es ist nie alles perfekt. Gerade in weniger makellosen Momenten ist es besonders wichtig, gemeinsam zu lachen. 

In Ihrem jüngsten Buch «Too easy» geht es um Ihr Lieblingsthema: die Vereinfachung. Wie können Sie Dinge beim Kochen noch immer vereinfachen? 
Hierzu gibt es ein grossartiges Beispiel im Buch: die «Undone Lasagne», eine Express-Lasagne aus der Pfanne. Meine Familie liebt diesen Klassiker, aber ich habe meist nicht die Zeit, die vielen einzelnen Schichten selbst vorzubereiten, denn das dauert bekanntlich Stunden. Ich habe deshalb ein Rezept entwickelt, das all die Dinge enthält, die wir an Lasagne so lieben, aber ohne den ganzen Aufwand. Und es ist richtig gut gelungen! 

Apropos Vereinfachen: Welches sind Ihre unentbehrlichsten Küchenhelfer?
Ein richtig scharfes Messer, ein guter Gemüseschäler sowie eine Microplane und eine Zesten-Reibe. 

Fünf Lebensmittel, die man bei Ihnen immer im Kühlschrank findet? 
Parmesan, Zitronen, frische Kräuter, dickflüssiges Jogurt und frische Pasta. 

Sie zelebrieren die Weihnachtszeit ausgelassen. Was wird in Australien zum Fest aufgetischt? 
Da Weihnachten bei uns in den Sommer fällt, ist es ein sonniges und legeres Fest, das vielerorts im Freien stattfindet. Beliebt sind glasierte Schinken, Truthahn, Salate und bei manchen Familien gibt es auch Meeresfrüchte. Als Dessert werden gerne englische Weihnachtspuddings, gekühlte Kleinigkeiten und Glace-Kreationen mit Beeren geschlemmt. Wir laufen am Weihnachtsmorgen zum Strand und pflegen unser Weihnachts-Familienschwimmen. Einer meiner Söhne isst danach Panettone mit Kirschen. Die ganze Familie frühstückt inzwischen so. Vergangene Weihnachten habe ich alle meine Lieblingsgerichte zuzubereitet: doppelt glasierten Wacholderschinken, Truthahn mit Zitronen-Thymian-Sauce und dazu eingelegte Randen sowie Radicchio mit Ziegenkäsesalat. Zum Dessert gab es eine Pavlova (gefüllte Torte aus Baisermasse mit Beeren) und meinen Zitronen-Baiser-Trifle.* 

* Die genannten Rezepte finden sich in Donna Hays Buch «Weihnachten». 

 

DONNA HAY
Donna Hay (55) ist eine der erfolgreichsten Kochbuchautorinnen der Welt. Ihr Markenzeichen: Leicht gelingende, unkomplizierte Soulfood-Rezepte – stets stilsicher serviert. Zudem ist Donna Hay in ihrer Heimat Australien eine Art kochende Lifestyle-Ikone. Einige ihrer 28 Bücher sind Millionen-Bestseller, und ihre TV-Kochshows wurden in 17 Ländern übertragen. Während 17 Jahren erschien Monat für Monat ihr Kulinarikmagazin – mit Abonnentinnen und Abonnenten in 82 Ländern. Sie entwirft zudem unter anderem Küchenutensilien und Backmixturen. Donna Hay lebt mit ihren beiden Söhnen Tom (19) und Angus (22) in Sydney am Meer. 

www.donnahay.com.au 

 

Text: Kristina A. Köhler 
Foto: Chris Court