Montag, 27.10.2025
Der «DJ» für Restaurants, Bars und Hotels
SUBTILE WIRKUNG
«Es gibt keine «korrekte» Art, eine gute Stimmung zu schaffen», sagt Alexander Dal Farra. «Aber dass Eindrücke wie die Klangkulisse – genau wie der Duft – auf einen Gast wirken, ist im Bereich Neuromarketing wissenschaftlich bewiesen.» Dabei ist dem Unternehmer wichtig, kein Verkaufsversprechen abzugeben. «Ambiance-Musik ist keine exakte Wissenschaft, und sie fördert nicht nachweisbar den Absatz. Es geht mehr um ein stimmiges Gesamtkonzept.»
DAS RICHTIGE MASS
«One fits all», das gilt für Playlists genauso wenig wie für Menükarten. Viele Faktoren spielen bei der richtigen Ambiance-Musik eine Rolle: Um welchen Betrieb handelt es sich – ein Hotel, ein Café, eine Bar, ein Restaurant? Was ist das Konzept des Betriebes, was ist das Gästesegment? Wie ist die Raumakustik? Das sind nur einige Fragen, die es laut Dal Farra zu berücksichtigen gilt. Für den Experten ist klar, dass es Musik braucht, diese aber nicht dominieren darf, sondern eine bestimmte Stimmung unterstreichen soll.
VOLLE KONTROLLE
Laut dem Berater sind beliebige Radiokanäle genauso wenig geeignet für eine gute Ambiance wie die Hardrock-Playlist eines Angestellten. «Am Ende geht es darum, die Kontrolle über die Musik zu haben – und damit über den Betrieb», sagt Alexander Dal Farra. So kann dezente Hintergrundmusik in einem Café Privatsphäre schaffen, da man dadurch nicht jedes Gespräch mithört. Und im Restaurant mildert sie unter Umständen eine unangenehme Stille zwischen den Gängen ab.
SO STEHTS MIT DEN MUSIKRECHTEN
Ein Stolperstein bei der Musikwahl ist die Legalität. «In einem Unternehmen darf man nur Musik aus lizenzierter Quelle abspielen und muss diese ausweisen», so Dal Farra. Das führt zu Gebühren, die an die Suisa* zu entrichten sind, welche wiederum die Urheber entschädigt. «Gängige Streamingdienste wie Spotify sind keine legale Quelle für Unternehmen», erklärt Alexander Dal Farra. Viele Betriebe in der Schweiz seien sich dieser Thematik nicht bewusst und machen sich damit ungewollt strafbar.
DIE RICHTIGE AUSRÜSTUNG
Ein weiterer Fehler vieler Betriebe in der Hospitality-Branche: «Es wird in eine teure Musikanlage investiert, aber dann geht das Musikkonzept völlig vergessen. Dann reichen die Zeit und das Budget nicht mehr, und auf der neuen Anlage läuft das übliche Internetradio», sagt Alexander Dal Farra. Besser sei es, das Musikkonzept frühzeitig in die Planung miteinzubeziehen.
EINE FRAGE DES BUDGETS
Bei Dal Farras Unternehmen gibt es Musik-Angebote, die so viel kosten wie das günstigste Monatsabo eines Internetradios. Dort sind die Playlists von seinen Mitarbeitenden kuratiert – nicht von Algorithmen. «Gegen oben ist es dann offen: Wir bieten auch Signature-Musik an, die massgeschneidert ist.» Bei diesen Konzepten sind persönliche Beratung – bis hin zur Berücksichtigung der Mitarbeitenden – zentral.
VON EVERGREENS UND KI
Auf generelle Tipps für Betriebe mag sich Alexander Dal Farra nicht festlegen. Persönlich ist er ein Fan von handwerklicher Musik, von Singer- und Songwriterinnen. Erfahrungsgemäss sei Popmusik nach wie vor ein Evergreen: «Aktuell wird die 80er- oder 90er-Jahre-Popmusik auf unserer Plattform sehr viel gewählt.» In Zeiten von grosser Auswahl, so der Experte, wünschen sich viele Kundinnen und Kunden auch bei der Musik Einfachheit und Vertrautheit. Und doch ist KI auch hier ein Thema: «Hat die Musik funktionalen Charakter – als reines Hintergrundelement ohne künstlerische Komponente –, so wird KI-generierte Musik vermehrt zum Zug kommen», erklärt Alexander Dal Farra. «Zum Beispiel auch dann, wenn ein bestimmtes Konzept nach spezieller Musik wie zum Beispiel urbanen Sounds mit orientalischen Einflüssen verlangt, die nicht in grosser Auswahl vorhanden ist.»
* Die Suisa vertritt die Urheberrechte der Musikschaffenden in der Schweiz.
ALEXANDER DAL FARRA
Alter: 55
Hobbys: Familie, Musik, Tüfteln Letztes
Konzert: K.T. Gorique in der Mühle Hunziken Bern
Webseite: dmd2.com
Text: Simone Knittel
Foto: Christoph Kaminski