Montag, 06.10.2025

No-Show-Gebühr für Verbindlichkeit

Gäste müssen bei Nichterscheinen bezahlen – ist das eine sinnvolle Massnahme für Restaurants im Kampf gegen No-Shows? Anna Winter, Geschäftsleiterin der Traditionsbeiz «Weisses Rössli» in Zürich, über ihre Erfahrungen damit.

Das «Weisse Rössli» in Zürich geniesst über die Stadtgrenzen hinaus einen guten Ruf. Trotzdem kam es in der Vergangenheit immer wieder zu No-Shows, teilweise bei Gruppen mit bis zu zehn Personen. «Das schmerzt uns finanziell», so Geschäftsführerin Anna Winter. «Wir sind ein kleiner Betrieb.» Darum sei man dazu übergegangen, die Gäste bei der Buchung nach den Kreditkartendetails zu fragen – und bei No-Show einen Beitrag abzubuchen. Allerdings nur im Herbst und Winter. «Im Sommer haben wir mit den Tischen auf der Terrasse etwas mehr Spielraum», erklärt Winter. Offiziell müssen die Gäste ihre Reservation 24 Stunden vorher stornieren, so steht es in den Richtlinien, die sie bei der Buchung akzeptieren. «Aber wir sind kulant: Wenn am Morgen eine Absage kommt, dann akzeptieren wir das», erklärt Winter. Der Betrieb ruft die Gäste bei Nicht-Erscheinen am selben Abend noch an. Tatsächlich gab auch schon eine Gruppe, die dann doch noch kam. Die No-Show-Gebühr wird nur abgebucht, wenn die Gäste nicht auftauchen und nicht zu erreichen sind. Obwohl die Gäste bei der Buchung auf die Gebühr hingewiesen werden, sind sich nicht alle der Konsequenzen bewusst. Es gibt schon mal kritische Rückfragen. «Wir erklären dann, dass wir mit einem leeren Tisch Geld verlieren und dass wir ja vieles schon kalkuliert und vorbereitet haben», so Winter. «Wir haben vielleicht anderen Gästen abgesagt, damit der Tisch zur Verfügung steht. Und ihn spontan noch einmal zu vergeben ist sehr schwer.» Bis auf wenige Ausnahmen sei das Verständnis der Gäste letzten Endes auch da. Je nach Betrieb werden unterschiedliche Beträge auf der Kreditkarte reserviert. Manche Fine-Dining-Restaurants berechnen den gesamten Menüpreis als Ausfallgebühr. Anna Winter: «Wir haben ohne lange Rechnerei einen Betrag von 60 Franken festgelegt. Dieser soll nicht zu hoch sein, gleichzeitig soll es aber auch ein bisschen schmerzen, ihn zu verlieren.» Trotzdem setzt man auch auf guten Glauben, gerade bei Stammgästen. Bei Stammgästen, die im Betrieb mit dem Buchungssystem erfasst werden, verlangt man keine Kreditkarte mehr. Tendenziell, das bestätigen auch andere Betriebe, sind es eher Touristen, die reservieren und nicht auftauchen. Obwohl Anna Winter zuerst Vorbehalte gegen die Gebühr hatte, ist sie zufrieden: «Die Akzeptanz der Gäste ist zunehmend gross und die No-Shows sind selten geworden.»

 

Text: Simone Knittel
Foto: Christoph Kaminski